Klimaanpassungskonzept Friedrichshafen 2030
Hintergrund
Der Klimawandel ist Realität und die zunehmende Erwärmung auch in der Bodenseeregion spürbar. Die 2016 durchgeführte Thermalkartierung – also die Darstellung der bodennahen Lufttemperatur – hat gezeigt, dass in vielen Bereichen der Stadt in den Sommermonaten Wärmeinseln entstehen, die das Wohlbefinden und die Gesundheit der Stadtbevölkerung belasten.
Die zunehmende Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre erwärmt das Klima. Hauptziel des Klimaschutzes ist deshalb die Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen. Die Klimaerwärmung kann dadurch jedoch lediglich gebremst und nicht mehr vollständig gestoppt werden. Deswegen ist es notwendig, sich jetzt auf die absehbaren klimatischen Veränderungen vorzubereiten und anzupassen. Ein wichtiger Teil ist dabei die Anpassung städtischer Lebensräume.
Prozess
Grundlage für das Klimaanpassungskonzept war die Anfertigung einer Stadtklimaanalyse durch das Büro iMA Richter & Röckle GmbH Freiburg und die Erstellung einer Bedarfs- und Wirkungsanalyse sowie einer Anpassungsstrategie durch das Büro faktorgruen, ebenfalls aus Freiburg. Erste Ergebnisse wurden im Januar 2019 im Ausschuss für Planen, Bauen und Umwelt des Gemeinderates vorgestellt.
- Klimaanpassungsstrategie Friedrichshafen - Sachstandsbericht mit Vorstellung der Stadtklimaanalyse 2018
- Klimaanpassungskonzept Friedrichshafen 2030 als Baustein zur Umsetzung des ISEK-Leitprojektes 3 "Klimastadt" - Grundsatzbeschluss 2020
Ein solch langfristiger Prozess wie die Anpassung einer Stadt an die Auswirkungen des Klimawandels verlangt die Mitwirkung aller maßgeblichen Akteure der Stadtgesellschaft. Daher hat die Stadtverwaltung der Bürgerschaft und vielen Akteursgruppen zwischen Februar und Juli 2019 die Gelegenheit gegeben, an der Entwicklung des Klimaanpassungskonzepts mitzuwirken.
Maßnahmen
Aufbauend auf diesem intensiven Austausch hat die Abteilung Landschaftsplanung und Umwelt in enger Abstimmung mit der Abteilung Stadtplanung und den Fachabteilungen im Stadtbauamt, insbesondere der Abteilung Stadtgrün und Friedhöfe, einen Katalog konkreter Maßnahmen entwickelt. Dieser soll untergliedert in zwei Phasen – der Initialisierungsphase 2020 bis 2024 und der Verstetigungsphase ab 2025 – umgesetzt werden.
Insgesamt umfasst der Katalog 69 Maßnahmen, die in zehn verschiedene Handlungsfelder untergliedert sind. Darunter fallen unter anderem Bereiche wie Gesundheitsvorsorge, Mobilität, Land- und Forstwirtschaft, Bauen und Stadtentwicklung, Freizeit und Wohnen, Industrie und Arbeitsplatz.
Zu jeder Maßnahme wurde ein Steckbrief erstellt, der eine konkrete Maßnahmenbeschreibung enthält und Verantwortliche, Akteure, Zeitrahmen und Indikatoren für die Erfolgskontrolle festlegt. Zusätzlich wurde für jeden Stadtbezirk ausgewertet, wie er vom Klimawandel betroffen ist und welche der Maßnahmen hier besonders relevant sind. Anhand dieser Stadtbezirks-Steckbriefe können die Bewohner erkennen, welche Handlungsmöglichkeiten unmittelbar vor ihrer Haustür zu ergreifen sind.
Stadtbezirkssteckbriefe (Datei nicht barrierefrei)
Im Rahmen eines Monitorings sollen nach festgelegten Zeiträumen Zwischenbilanzen gezogen werden. Hierzu wurde aktuell eine erste Erhebung von 38 Maßnahmen mithilfe eines Fragebogens durchgeführt. Je nach Stand der Umsetzung wurden die Maßnahmen anschließend einer von fünf Umsetzungsstufen zugeordnet. In die Umsetzungsbewertung fließen dabei auch vorbereitende Maßnahmen wie Planungen und Kontaktaufnahmen mit ein, da diese oft einen großen finanziellen und zeitlichen Aufwand einnehmen.
Netzwerk & Beteiligung
Um sich mit anderen Kommunen über Maßnahmen der Klimaanpassung auszutauschen und voneinander zu lernen, ist die Stadt Friedrichshafen zudem Teil des Netzwerks Klimaanpassung Bodensee-Oberschwaben. Dieses wird – unterstützt durch die Unternehmen bzw. Organisationen adelphi, Difu und alpS – derzeit im Auftrag des Umweltbundesamtes aufgebaut und wissenschaftlich begleitet.
Das Klimaanpassungskonzept ist ein zentraler Baustein des Leitprojektes Klimastadt, das aus dem 2018 vom Gemeinderat beschlossenen Integrierten Stadtentwicklungskonzept ISEK hervorgegangen ist und eine zukunftsgerechte und nachhaltige Stadtentwicklung bis 2030 in Friedrichshafen sicherstellen soll.
Durch das Bereitstellen von Fördermitteln aus der Nationalen Klimaschutzinitiative hat das Bundesumweltministerium einen Teil der Kosten des Klimaschutzteilkonzepts „Klimaanpassung“ für das Stadtgebiet Friedrichshafen übernommen.
Friedrichshafen wurde als erste Stadt in Deutschland mit dem European Climate Award ausgezeichnet.
Kontakt
Frau Kira Urban
Beauftragte für klimaangepasste Stadtentwicklung
Gebäude: Riedleparkstraße
Raum: 1.070
Tel. +49 7541 203 54650
k.urban@friedrichshafen.de
Informationen & Sprechzeiten