Naturschutz & Klimawandel
Damit sich auch künftige Generationen am Stadtwald Friedrichshafen erfreuen können, steht nachhaltiger Naturschutz an erster Stelle.
Naturschutzkonzept
Für den Stadtwald Friedrichshafen wird derzeit die Erstauflage eines eigenen Naturschutzkonzepts entwickelt. Hierzu gehören die Unterschutzstellung von Habitatbäumen, die Ausweisung von Biotopbaumgruppen und Waldrefugien ebenso wie die Erfassung von Pflege- bzw. Renaturierungsmaßnahmen und die Anlage von arten- und strukturreichen Waldrändern und Feuchtbiotopen. Übergeordnet soll künftig auch eine Vernetzung der Lebensräume ermöglicht werden.
Naturschutz im Riedlewald
Um der Zerschneidung des Riedlewalds entgegenzuwirken und Verkehrssicherungsmaßnahmen an Bäumen zu reduzieren, wurden bereits mehrere hundert Meter Waldwege und Trampelpfade rückgebaut. 200 Habitatbäume sind markiert, die aufgrund ihres Alters und ihrer Struktur samt Spechthöhlen und Totholz besonders geeignet für Fledermäuse, Vögel, Insekten, Moose und Flechten sind.
Je Hektar wurden bei der Umsetzung des letzten Pflege- und Entwicklungskonzepts von 2009 zudem etwa 50 Zukunftsbäume bestimmt, deren Wachstum und Gedeihen bei waldbaulichen Maßnahmen im Vordergrund stehen soll. Um die Zukunftsbäume in ihrem Wuchs zu fördern, sind sogenannte Bedrängerbäume gefällt worden.
In einem ehemaligen Bombentrichter ist ein altes Tümpelbiotop zu neuem Leben erwacht und am Nordrand des Waldes fühlen sich Amphibien im 2013 angelegten Tümpelbiotop wohl.
Totholz ist besonders wertvoll für die Artenvielfalt, für die Nährstoffspeicherung, das Waldklima und die CO2-Speicherung. Im Riedlewald darf das Holz von Bäumen, die umfallen oder aufgrund von Verkehrssicherungsmaßnahmen gefällt werden müssen, größtenteils im Bestand bleiben. Vor der Durchführung von Fällungen wird stets die Möglichkeit geprüft, den Baum so einzukürzen, dass ein Torso stehen bleiben kann. Stehendes Totholz bietet vielen Tieren einen besonders hochwertigen Nahrungs- und Lebensraum.
Kompensationsmaßnahmen
Eine Besonderheit im Stadtwald Friedrichshafen stellen die zahlreichen Kompensationsmaßnahmen dar, die als Ausgleich zu Eingriffen in die Natur und zur langfristigen Aufwertung von Ökosystemen durchgeführt werden. Im Laufe der letzten Jahrzehnte ist eine Vielzahl an Ausgleichsmaßnahmen im Wald festgelegt worden. Der Anteil an zu betreuenden Waldflächen mit Kompensationsmaßnahmen beträgt 37,5 Hektar.
Bei den Kompensationsmaßnahmen stehen der ökologische Waldausgleich und Artenschutzmaßnahmen im Vordergrund. So finden im Wald beispielsweise Aufforstungen und Waldumbau zu standortgerechtem Laubwald statt, Habitatbäume werden gekennzeichnet, Vogel- und Fledermauskästen werden angebracht und Tümpelanlagen für Amphibien geschaffen.
Auswirkungen des Klimawandels und des globalen Handels auf den Wald
Dürre, Hitze, Spätfrost, Starkregen und Sturm sind die bedeutendsten Extremwetterereignisse mit negativen Auswirkungen auf den Wald. Der Klimawandel hat laut des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) bereits zu Veränderungen der Intensität, Länge, Häufigkeit oder räumlichen Ausdehnung einiger Extreme geführt.
Durch den globalen Handel ist es für Schadorganismen ein leichtes Spiel, sich über den gesamten Planeten zu verbreiten. Dabei ist es vor dem Siegeszug eines Schaderregers in einem fremden Ökosystem meist nicht abzusehen, mit welchen Auswirkungen zu rechnen ist. Das Eschentriebsterben beispielsweise führt zum Absterben des größten Teils der heimischen Eschen. Der aus Asien stammende Blattpilz kann den Eschen in seiner Heimat hingegen nichts anhaben.
Die Situation im Stadtwald hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Dies ist vor allem auf den Holzeinschlag aufgrund zufälliger Ereignisse zurückzuführen. Die Auswirkungen des Klimawandels und des globalen Handels sind hierfür die Hauptursachen. Der Forstbetrieb Stadtwald Friedrichshafen ist aufgrund vorangegangener hoher Einschlagszahlen und aufgrund der aktuellen Zwangsnutzungen ein sogenannter Aufbauforstbetrieb mit hohen Anteilen an Aufforstungsflächen und jungen Waldbeständen.
Vor allem die hier nicht standortgemäße Fichte kommt mit der Klimaerwärmung nicht zurecht und fällt geschwächt leicht dem Borkenkäfer zum Opfer. Im Gegenzug profitiert der Borkenkäfer vom Klimawandel durch bessere Reproduktionsbedingungen.
Aufgrund der beiden Stürme Ende Juni 2021 kam es in den einzelnen Stadtwalddistrikten zu vielen Schäden. Im gesamten Seewald beispielsweise versperrten einzelne Würfe und Brüche die Wege. Die Zugänge mussten gesperrt werden. Auch an den Parkplätzen befanden sich gebrochene Äste in den angrenzenden Bäumen, die plötzlich hätten herabfallen können. Die Aufarbeitung der Schäden begann bereits am Morgen nach dem ersten Sturm und konnten schon einen Tag nach dem zweiten Sturm abgeschlossen werden.
Aufgrund der Schneeschmelze und enormer Regenfälle bestand an vielen Zuflüssen des Bodensees Ende Januar und Anfang Februar 2021 Hochwasserlage. Die Böden waren wassergesättigt, weshalb vor allem in Hanglagen das Risiko von abrutschenden Erdmassen und Bäumen gestiegen war.
Mitte Januar 2021 kam es zu starken Schneefällen. Der Riedlewald musste vorübergehend gesperrt werden. In allen Stadtwalddistrikten waren Schäden zu verzeichnen. Mit dem Tauwetter nahm das Gewicht des Schnees, der auf den Bäumen lastete, nochmals zu. Nach den ersten groben Aufräumarbeiten im gesamten Stadtwald musste eine außerplanmäßige Verkehrssicherungskontrolle durchgeführt werden, um alle angebrochenen Äste ausfindig zu machen, die noch in den Kronen hingen.
Spenden
Aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels benötigt der Stadtwald besonders viel Betreuung. Die Möglichkeit über Spenden und Sponsoring einen Beitrag für den Stadtwald und somit für die Natur und das Allgemeinwohl zu leisten, erfreut sich in der Gesellschaft großer Beliebtheit.
Kontakt
Frau Beer
Forstrevierleiterin
Gebäude: Riedleparkstraße
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k.beer@friedrichshafen.de
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Abteilung Landschaftsplanung und Umwelt
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