Friedrichshafen beschließt Lärmaktionsplan Stufe 4

Der Gemeinderat der Stadt Friedrichshafen hat am Montag, 20. Oktober dem Lärmaktionsplan der Stufe 4 mehrheitlich zugestimmt. Damit reagiert die Stadt auf die anhaltend hohe Lärmbelastung durch Straßenverkehr und setzt ein deutliches Zeichen für Gesundheitsschutz, Umweltqualität und eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung.

Der Lärmaktionsplan wurde gemäß § 47d Bundes-Immissionsschutzgesetz verabschiedet und sieht zahlreiche Maßnahmen zur Lärmminderung vor. Diese umfassen unter anderem Geschwindigkeitsbeschränkungen auf bestimmten Straßenabschnitten sowie begleitende verkehrslenkende Maßnahmen. Die Umsetzungen erfolgen so zeitnah wie möglich in Abstimmung mit dem Stadtverkehr – spätestens zum Fahrplanwechsel Ende 2026.

Beteiligung der Öffentlichkeit und Fachbehörden

Im Zuge der gesetzlich vorgeschriebenen Öffentlichkeitsbeteiligung gingen insgesamt 23 Stellungnahmen ein – darunter fünf aus der Bürgerschaft und 18 von Trägern öffentlicher Belange. Diese wurden geprüft und soweit fachlich und rechtlich möglich, in die Planung aufgenommen.

Einzelne Stellungnahmen forderten weitergehende Maßnahmen, etwa eine ganztägige Geschwindigkeitsreduzierung in bestimmten Ortslagen. Andere, insbesondere aus dem Bereich des öffentlichen Nahverkehrs, wiesen auf potenzielle Auswirkungen auf die Fahrzeiten hin. Die Verwaltung reagierte darauf mit gezielten Anpassungen: Auf ausgewählten Strecken wie der Zeppelinstraße und der Ailinger Straße wird Tempo 30 künftig nur nachts gelten. Für andere Bereiche sind Beschleunigungsmaßnahmen wie Busspuren oder Ampelvorrangschaltungen geplant.

Gesundheitsschutz hat Vorrang – auch bei Zielkonflikten

Auch Stellungnahmen von Feuerwehr und Verkehrsbehörden wurden in die Abwägung einbezogen. Ein unabhängiges Gutachten zur Auswirkung auf die Hilfsfristen der Feuerwehr zeigte, dass keine belastbaren Daten vorliegen, die der Feuerwehr Vorrang vor dem Schutz vor Lärm und damit dem Gesundheitsschutz gegeben hätte. Längerfristig werden jedoch Kompensationsmaßnahmen bei der Feuerwehr geprüft.

Positive Effekte für Klima und Stadtquartiere

Neben dem zentralen Ziel der Lärmminderung ergeben sich zusätzliche Vorteile: Verkehrsverlagerungen auf das Hauptstraßennetz sowie geringere Trennwirkungen auf benachbarte Wohnbereiche und Schadstoffbelastungen in Wohnquartieren steigern die Aufenthaltsqualität. Auch klimapolitisch sind Mitnahmeeffekte zu erwarten – bei gutem Verkehrsfluss kann Tempo 30 zu einer Reduktion des CO₂-Ausstoßes beitragen.

 „Mit dem neuen Lärmaktionsplan schaffen wir eine spürbare Entlastung für viele Menschen in Friedrichshafen. Gesundheitsschutz ist keine Option, sondern eine Verpflichtung – und dafür nehmen wir auch Zielkonflikte in Kauf, die wir transparent und verantwortungsvoll abwägen“, so Erster Bürgermeister Fabian Müller.

Nach dem Beschluss wird der Lärmaktionsplan nun der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg gemeldet. Die baulichen und verkehrsrechtlichen Maßnahmen werden schrittweise realisiert. Eine erneute Überprüfung und Fortschreibung des Plans sind turnusgemäß in fünf Jahren vorgesehen.

Weitere Informationen zum Lärmaktionsplan unter www.lap.friedrichshafen.de