Offenes LoRaWAN-Netzwerk in Friedrichshafen
Die Stadt Friedrichshafen hat an ausgewählten Standorten LoRaWAN-Gateways installiert, die einen großen Teil des Stadtgebiets abdecken.
Die Gateways stehen als offen nutzbares LoRaWAN-Netzwerk allen zur Verfügung, die Projekte im IoT-Bereich (Internet der Dinge) sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld umsetzen möchten. Die Infrastruktur wurde im Rahmen eines Förderprojekts des Landes Baden-Württemberg aufgebaut.
LoRaWAN (Long Range Wide Area Network) ist eine Funktechnologie, die speziell für drahtlose Verbindungen von batteriegetriebenen Geräten über große Entfernungen konzipiert wurde. Im Gegensatz zu anderen Funktechnologien (z. B. Mobilfunk) zeichnet sich LoRaWAN durch einen besonders geringen Energieverbrauch und eine hohe Reichweite aus. Dabei eignet es sich ideal für die Übertragung kleiner Datenmengen, wie sie beispielsweise bei Sensoren in Smart-Home oder Smart-City-Anwendungsfällen, dem Umweltmonitoring oder der Industrie 4.0 anfallen.
Vorteile:
- Geringer Energieverbrauch: Dank energiesparender Betriebsweise und Datenübertragung können LoRaWAN-Geräte über längerer Zeiträume mit einer Batterieladung betrieben werden (je nach Gerätetyp bis zu mehreren Jahren).
- Eine große Vielfalt an verfügbaren, relativ kostengünstigen Sensoren vereinfachen den Einstieg.
- Hohe Reichweite: Ein Gateway zum Empfang der LoRaWAN-Signale kann einen großen Bereich abdecken (bis zu mehreren Kilometern). Zudem ist der Empfang auch in Innen- und Kellerräumen gut.
- Geringe Infrastrukturkosten: Der Aufbau einer flächendeckenden Infrastruktur ist aufgrund der hohen Reichweite geringer als bei anderen Drahtlostechnologien.
- Einfache Erweiterbarkeit: Bestehende Netzwerke können durch die Aufstellung zusätzlicher Gateways auf einfache Art und Weise erweitert werden.
- Robustheit: Die LoRaWAN-Technologie ist vergleichsweise unempfindlich gegenüber Störungen und bietet eine hohe Übertragungsqualität.
Nachteile;
- Geringe Datenrate: Über LoRaWAN können nur kleine Datenpakete übermittelt werde.
- Latzenzzeit: Die Übertragung kann einige Sekunden in Anspruch nehmen
Der Einsatz von LoRaWAN eignet sich für Szenarien in denen nur geringe Datenmengen übertragen werden müssen (z. B. ein oder mehrere Sensorwerte), in denen ein sehr niedriger Energieverbrauch wünschenswert ist (z. B. weil kein stationärer Stromanschluss verfügbar ist) und in entlegeneren Gebieten mit schlechter Mobilfunkabdeckung. Sofern die Übertragung größerer Datenmengen wie Videoaufnahmen nötig ist, muss auf andere Übertragungstechnologien zurückgegriffen werden.
Bereiche, in denen LoRaWAN zum Einsatz kommt sind z. B.:
- Smart-Home-Anwendungen wie der Fernwartung von Rauchmelden, dem Auslesen von Wärmemengen-, Wasser-, und Stromzählern oder der Steuerung von Heizung oder Beleuchtung.
- Smart City: Messung von Umweltparametern (Luftqualität, Lärmpegel, etc.), Optimierung der Straßenbeleuchtung, Abfallwirtschaft
- Industrie 4.0: Zustandsüberwachung von Maschinen, Lokalisierung von Gütern, Predictive Maintenance
- Landwirtschaft: Überwachung von Böden, Bewässerungssteuerung, Tierhaltung, Monitoring von Wetterparametern (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Sonnenstunden, Regenmenge, etc.)
- In der Logistik für die Überwachung und Verfolgung von Gütern und Containern.
Die offenen LoRaWAN-Gateways der Stadt Friedrichshafen sind in der Plattform „The Things Network“ (TTN) eingebunden. TTN stellt eine kostenfreie und öffentlich zugängliche Plattform zur Verfügung, die es Privatpersonen, Entwicklern, Unternehmen, Städten und anderen Organisationen ermöglicht, eigene IoT-Projekte zu realisieren. Hierfür können entweder Sensoren direkt über TTN verbunden werden. Bei vielen Produkten kann das TTN-Netzwerk aber auch indirekt über die Software oder App von Sensor-Herstellern oder Anbietern von IoT-Plattformen genutzt werden. Das ermöglicht einen niederschwelligen Einstieg auch ohne größere technische Kenntnisse.
Die Gateway-Standorte finden Sie in dieser Karte. Zusätzlich zu den Gateways der Stadt können auch über weitere Akteure offene Gateways im Stadtgebiet verfügbar sein. Eine allgemeine Übersicht der offenen TTN-Gateways und ihrer Reichweite findet man z. B. beim TTN-Mapper (https://ttnmapper.org/heatmap/).
Die LoRaWAN-Infrastruktur der Stadt Friedrichshafen wird durch die Stadt betrieben und im Rahmen ihrer Möglichkeiten instandgehalten. Garantien für eine permanente Verfügbarkeit der Gateways – z. B. für kritische Anwendungen - können in diesem Zusammenhang aber nicht gemacht werden. Die Nutzung erfolgt auf eigene Gefahr.
Allgemeine und technische Informationen findet man beispielsweise auf den Seiten der LoRaAlliance (https://lora-alliance.org/) oder von The Things Network (https://www.thethingsnetwork.org/). Weitere Informationen über mögliche Projekte und Produkte für Tüftler*innen und Endverbraucher*innen finden sich z. B. auf den bekannten Videoplattformen, bei den entsprechenden Produktanbietern oder Shops, in Bastler- oder IT-Foren und entsprechenden Zeitschriften und vielen weiteren Informationskanälen.
Projekt „Smart City LoRaWAN Integration Labs@BW“
Im Rahmen des Projekts „Smart City LoRaWAN Integration Labs@BW“ haben die Stadt Friedrichshafen, das Fraunhofer IAO, Citysens und Fichtner IT Consulting innovative Lösungen zur Verbesserung urbaner Infrastruktur erarbeitet. Drei Use Cases wurden dafür konzipiert, die auf der Nutzung der LoRaWAN-Technologie basieren: das Monitoring von Rettungszufahrten, das Asset-Tracking von ausgewählten Gegenständen und die Verbesserung der Netzabdeckung mit mobilen Gateways. Zur Umsetzung dieser Use Cases wurde in Friedrichshafen ein LoRaWAN-Netzwerk mit sechs stationären Gateways eingerichtet. Das Projekt wurden vom Land Baden-Württemberg gefördert. Die Projekte zeigen, wie LoRaWAN-Technologie dazu beitragen kann, die Lebensqualität in Städten zu erhöhen, indem sie die Effizienz und Sicherheit städtischer Dienste verbessert. Im Rahmen des Projekts wurden zudem in weiteren Städten weitere Use Cases umgesetzt, die künftig auch für Friedrichshafen von Interesse sein können.
Zum Monitoring städtischer Rettungszufahrten werden in Friedrichshafen jetzt intelligente LoRaWAN-Sensoren eingesetzt, die verkehrswidrig abgestellte Fahrzeuge in Rettungszufahrten erkennen sollen. Ziel ist eine Verbesserung des Zugangs zu Rettungszufahrten, die in der Vergangenheit häufiger zugeparkt waren. So können Feuerwehr und Rettungsdienst im Notfall schnell und zuverlässig zu den entsprechenden Gebäuden gelangen. Durch falsch parkende Fahrzeuge blockierte Rettungszufahrten können sonst schnell zu größeren Schäden bei Personen und Gebäuden führen.
Der dabei eingesetzte KI-Kamera-Sensor wird dafür an Straßenschildern oder Laternen angebracht und so justiert, dass er die Zufahrt zu den Rettungszufahrten im Blick behält. In regelmäßigen Intervallen wird der Sensor aktiviert und prüft mit einer Software zur Mustererkennung, mit welcher Wahrscheinlichkeit die Umrisse eines Fahrzeugs in den Bilddaten zu erkennen sind. Nur diese Wahrscheinlichkeit wird mittels der Funktechnologie LoRaWAN drahtlos übertragen. Andere Informationen können mit dem Sensor nicht gespeichert oder übertragen werden.
Bei einer erkannten Fehlbelegung können ausgewählte Ansprechpersonen in städtischen Liegenschaften oder der Gemeindevollzugsdienst informiert werden. Diese können die gemeldete Blockade durch ein Fahrzeug vor Ort überprüfen. Falls notwendig können sie die falschparkende Person verwarnen oder weitere Maßnahmen einleiten.
Der Use Case wurde dabei von Anfang an auf die Minimierung der Übertragung von Daten auf das zwingend notwendige hin entwickelt. Der Sensor meldet über LoRaWAN lediglich eine Wahrscheinlichkeit, mit der ein Fahrzeug im Monitoring-Bereich steht. Die Bildinformationen werden mit einem KI-Modell - das direkt auf dem Sensor läuft - mittels Mustererkennung auf das Vorhandensein von Fahrzeugumrissen hin geprüft. Eine Erkennung oder Klassifizierung von anderen Dingen im Bild erfolgt nicht. Anschließend werden die Bildinformationen nicht weiter verwendet sondern nach der Analyse unmittelbar wieder entfernt, d. h. das Bild selbst existiert nur für den Moment, in dem es analysiert wird. Eine Übermittlung des Bildes aus dem Sensor ist im Betrieb technisch nicht möglich. Damit kann ein Personenbezug zu den Meldungen auch im Nachhinein nicht hergestellt werden. Personenbezogene Daten verlassen den Sensor nicht und können für weitere Prozessschritte nicht verwendet werden. Dies ist explizit so vorgesehen, da kein Interesse an personenbezogenen Daten besteht. Die vergleichsweise geringe Auflösung des Sensors trägt zusätzlich zur Minimierung personenbezogener Elemente im Sensor bei.
Die entlang der Strandpromenade in Friedrichshafen aufgehängten Rettungsringe der Stadtverwaltung haben ein zusätzliches Feature erhalten. Sie wurden mit einem LoRaWAN-Sensor ausgestattet, der über ein GPS-Modul und einen Beschleunigungsmesser verfügt. Sobald der Beschleunigungsmesser Bewegungen registriert aktiviert der Sensor das GPS-Modul für den Empfang entsprechender GPS-Satellitensignale und bestimmt seine aktuelle Position.Die daraus resultierenden Standortdaten werden über LoRaWAN an die Stadtverwaltung übertragen. Solange sich der Sensor in Ruhe befindet, werden keine Koordinaten ermittelt um die Batterie zu schonen. Sofern die Ringe sich nicht bewegen, senden die Asset-Tracker alle 24 Stunden eine Statusmeldung. So können Ausfälle der Sensoren - z. B. durch Vandalismus oder technische Defekte - frühzeitig erkannt und regelmäßig Sensorinformationen wie der Batteriestand übermittelt werden.
In der Stadtverwaltung wird beim Eingang neuer Positionsdaten überprüft, ob sich der Ring noch an seiner vorgesehenen Position befindet. Verlässt ein Ring seinen zugewiesenen Bereich, kann der städtische Bauhof informiert werden. Dieser prüft dann mit Hilfe der verfügbaren Standortinformationen, ob eine Rückholung des Rettungsrings möglich und zweckmäßig ist oder ob ein Ersatzring aufgehängt und ggf. auch ein zusätzlicher beschafft werden muss.
Ziel dieses Anwendungsfalls ist es, die Verfügbarkeit der Rettungsringe auf eine möglichst effiziente Art und Weise zu gewährleisten. Die Ausstattung der Rettungsgeräte mit den Sensoren ermöglicht eine frühere Erkennung eines möglichen Verlusts und ist somit eine sinnvolle Ergänzung der Vor-Ort-Prüfungen. Die meisten der städtischen Rettungsringe in Friedrichshafen befinden sich in zugehörigen Aufbewahrungsboxen, wodurch ein Fehlen des Rings nicht von außen auf den ersten Blick erkennbar ist.
Ausgewählte Außenmöbel im Stadtgebiet von Friedrichshafen sind mit intelligenter Technik ausgestattet worden. An ihnen wurden LoRaWAN-Sensoren angebracht, die ein GPS-Modul und einen Beschleunigungsmesser beinhalten. Registriert der Beschleunigungsmesser eine Bewegung, geht im Sensor das GPS-Modul für den Empfang von Standortdaten in Betrieb und bestimmt seine aktuelle Position. Die daraus resultierenden Standortdaten werden über LoRaWAN an die Stadtverwaltung übertragen. Solange sich der Sensor in Ruhe befindet, werden keine Koordinaten ermittelt um die Batterie zu schonen. Sofern sich die Möbel länger nicht bewegen, senden die Tracker alle 24 Stunden eine Statusmeldung. So können Ausfälle der Sensoren - z. B. durch Vandalismus oder technische Defekte - frühzeitig erkannt und regelmäßig Sensorinformationen wie der Batteriestand übermittelt werden.
In der Stadtverwaltung wird beim Eingang neuer Positionsdaten überprüft, ob sich das Möbelstück noch innerhalb eines definierten Bereichs innerhalb des Stadtgebiets befindet. Hat es diesen zugewiesenen Bereich verlassen, kann das zuständige Amt informiert werden. Dieses prüft dann die verfügbaren Standortinformationen und entscheidet, ob eine Rückholung möglich und verhältnismäßig ist oder ob ggf. auch ein weiteres Möbelstück beschafft werden muss.
Ziel dieses Anwendungsfalls ist es, die Verfügbarkeit der Möbel auf eine möglichst effiziente Art und Weise sicherzustellen. Die Ausstattung der Möbel mit Sensoren ermöglicht eine frühere Erkennung eines möglichen Verlusts und ist somit eine sinnvolle Ergänzung der Vor-Ort-Prüfungen. Außerdem kann durch die Rückholung von Möbelstücken die Verlustquote verringert werden. Zudem können die Informationen längerfristig dazu genutzt werden, Plätze zu ermitteln, an denen sich die Menschen besonders gern aufhalten und dort weitere Aufenthaltsmöglichkeiten schaffen.
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