Energetische Sanierung Graf-Zeppelin-Haus

Dietrich Untertrifaller Architekten bekamen 2019 als Generalplaner den Zuschlag für die umfassende Sanierung des Graf-Zeppelin-Hauses (GZH). Die GZH-Tiefgarage wurde dann bereits in den Jahren 2020 bis 2022 saniert. Im November 2022 beschloss der Gemeinderat die energetische Sanierung aus Mitteln der Zeppelin-Stiftung. Da das Graf-Zeppelin-Haus mit seiner Außenanlage als herausragendes Beispiel für die Architekturströmung des organischen Bauens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gilt, wurde es unter Denkmalschutz gestellt. Bei allen anstehenden Arbeiten bleibt daher der gesamte denkmalgeschützte Bestand und damit der ursprüngliche Charakter erhalten. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) unterstützt die energetische Sanierung mit 2,52 Millionen Euro.
Energiekonzept
Ziel der Maßnahme Energiekonzept ist die Aufrechterhaltung der Betriebsfähigkeit des GZH sowie die Steigerung der Energieeffizienz und Nachhaltigkeit der Gebäudetechnik. Geplant ist die Errichtung eines neuen gesamtheitlichen Energiekonzeptes. Da auf fossile Brennstoffe verzichtet werden soll, ist für die Wärmeerzeugung ausschließlich die Wärmepumpenanlage (monovalente Heizung) zuständig. Die Wärmepumpen nutzen die thermische Energie des Bodensees. Die geplante Kälteerzeugung besteht aus der Wärmepumpenanlage, ebenfalls mittels thermischer Seewassernutzung. Die zweifache Verwendung der Wärmepumpe ermöglicht die gleichzeitige Nutzung von Wärme und Kälte. Dies ist insbesondere in den Übergangszeiten von Heiz- auf Kühlbetrieb von Vorteil. Abwärme und Kälte kommen weitgehend dem Haus zugute. Es wird nur die Abwärme bzw. die Kälte in den See abgeführt, die nicht im Haus benötigt wird.
Die bestehenden Seewasserleitungen, die schon in der Vergangenheit das Gebäude mit Umweltenergie versorgten, sind gemäß den aktuellen Bodenseerichtlinien nicht mehr zulässig. Es ist nun vorgesehen, eine Sole-Wasserwärmepumpenanlage mit thermischer Nutzung von Bodenseewasser als Primärenergiequelle einzusetzen. Hierzu wird in einer Tiefe von etwa 15 Metern das Bodenseewasser mittels einer drucklosen Freispiegelleitung entnommen und in ein neu zu erstellendes unterirdisches Pumphaus geleitet. Die Verlegung der Entnahmeleitung erfolgt ab dem Bodenseeufer bis zur Halde des Bodensees auf einer Länge von 700 Metern mittels HDD-Spülbohrung unter dem Seegrund. Bis zum Entnahmeturm verläuft die Leitung dann auf einer Länge von 150 Metern auf dem Seegrund. Die Entnahmeleitung hat damit eine Gesamtlänge von 850 m. Nach der thermischen Nutzung des Bodenseewassers wird das Wasser dem Bodensee wieder über das angrenzende Hafenbecken zugeführt.
Die Photovoltaik-Anlage im Flachdachbereich über dem Ludwig-Dürr-Saal und den Wohnungen sieht aufgeständerte Standard-PV-Module vor. Sie werden auf der Dachfläche in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege so positioniert, dass sie vom Gelände aus nicht sichtbar in Erscheinung treten.
Die PV-Anlage auf dem Dach des Hugo-Eckener-Saals ist aus der Ferne für Fußgänger sichtbar. Sie wird auf Wunsch des Landesamtes für Denkmalpflege optisch an das Blechdach angepasst, die Ablesbarkeit der rhythmischen Struktur des Stegfalzdaches wird durch die Form der Module sichergestellt. Die konzentrisch verlaufenden Stege sollen als Fugen zwischen den Modulen erkennbar bleiben. Dadurch entstehen trapezförmige Zuschnitte der Module. Es werden rahmenlose Elemente aus Verbundsicherheitsglas verwendet, die wie oben beschrieben einzeln geometrisch festzulegen sind.
Die PV-Anlage ist auf eine erwartete Leistung von ca. 467 kWpeak ausgelegt. Damit wird ein PV-Ertrag von ca. 473.000 kWh/a erzielt. Der solare Deckungsanteil des Gebäude-Stromverbrauchs durch die PV-Anlage beläuft sich auf ca. 28 Prozent. Im Vergleich zur Nutzung von Strom aus dem deutschen Strom-Mix können so CO2-Einsparungen in Höhe von ca. 223 Tonnen pro Jahr erzielt werden.
Dachsanierung
Das Dach soll technisch und energetisch auf den aktuellen Stand der Technik ertüchtigt werden. Neben der Behebung bestehender Undichtigkeiten und der Sanierung der Regenentwässerungsanlagen werden die Belange des Denkmalschutzes an Attiken und aufgehenden Bauteilen berücksichtigt. Durch die neue Dachdämmung wird der energetische Standard des Gebäudes erhöht. Durch das Aufbringen einer extensiven Dachbegrünung auf Flachdachbereichen, die nicht mit PV-Modulen belegt werden, wird das großflächige Dach des Graf-Zeppelin-Haus ebenso in seiner ökologischen Wertigkeit verbessert und trägt zur Förderung der Biodiversität bei.
Außenanlagen
Mit einer vorgezogenen Maßnahme im Juli 2025 wird das Baufeld für die Baustelle zwischen Graf-Zeppelin-Haus und See vorbereitet. Ausstattungsgegenstände und Kunst werden rückgebaut, gesichert und eingelagert. Die bestehende Vegetation in diesem Bereich wird in Teilen zurückgeschnitten, verpflanzt und gerodet.
Zum Ende der energetischen Sanierung werden die für die Baumaßnahme zurückgebauten Außenanlagen wiederhergestellt. Hierbei werden die Vegetation im Bereich der Baumaßnahme ergänzt bzw. neu angelegt und die Wege aus Asphalt wieder in Stand gesetzt.
Baubeginn Energiekonzept + Dachsanierung: Herbst 2025
voraussichtliche Fertigstellung: Winter 2026/2027
Voraussichtliche Baukosten Energiekonzept + Dachsanierung: 33,35 Millionen Euro
Förderung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW): 2,52 Millionen Euro.
Bauherr: Stadt Friedrichshafen - Zeppelin-Stiftung
Bauherrenvertretung: Stadtbauamt Friedrichshafen
Projektsteuerung: Ingerop Deutschland GmbH, Kempten
Objektplanung: Dietrich Untertrifaller Architekten ZT GmbH, Bregenz
Bauleitung: gbd BM GmbH, Lindau
Technische Ausrüstung: Holger Greiner Ingenieurbüro GmbH, Immenstaad
Elektronische Ausrüstung: Ingenieurbüro Werner Schwarz GmbH, Ravensburg
Freianlagenplanung: Setup Landschaftsarchitektur PartG mbB bdla, Leonberg
Tragwerksplanung: merz kley partner GmbH, Dornbirn
Brandschutz: Institut BS GmbH, Linz
Bauakustik: Müller-BBM Building Solutions GmbH, Planegg
Sitzungsunterlagen Gemeinderat 22.11.2022: Baubeschluss Energiekonzept + Dachsanierung
Sitzungsunterlagen Gemeinderat 18.04.2024: Budget Energiekonzept + Dachsanierung