Wohnbauforum: Für mehr Entbürokratisierung
Ein offener Austausch mit klaren fachlichen Impulsen: Darum ging es beim Wohnbauforum der Stadt Friedrichshafen. Schwerpunkt waren die veränderten Rahmenbedingungen des Wohnungsbaus sowie Fragen rund um den neuen „Bau-Turbo" des Bundes.

„Angesichts steigender Baukosten, knapper Grundstücke und wachsender Nachfrage ist es wichtig, dass sich Verwaltung, Wohnungswirtschaft, Architekten und Projektentwickler austauschen. Der Bau-Turbo eröffnet Chancen, bringt aber auch gleichzeitig die Aufgabe mit sich, kommunale Ziele zu sichern“, so Erster Bürgermeister Fabian Müller. Im Namen der Stadt hatte Müller die wichtigsten Akteure aus den Bereichen Planen, Bauen und Wohnen in Friedrichshafen zum Wohnbauforum ins Regionale Innovations- und Technologietransfer Zentrum (RITZ) eingeladen.
Ziel des Bau-Turbos ist die Entbürokratisierung, um schneller und mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Es können etwa Genehmigungsverfahren verkürzt werden, das das Aufstellen und Ändern von Bebauungsplänen entfallen kann.
Für Friedrichshafen sei es eine Chance, den Bau-Turbo nur in bereits beschlossenen städtebaulichen Konzepten anzuwenden, den Außenbereich auszuschließen, bezahlbaren Wohnraum zu fokussieren und die Qualität durch städtebauliche Verträge abzusichern, betonte Müller. Müller stellte in der Expertenrunde auch die zentralen Eckpunkte eines neuen 4-Punkte-Plans, der den bisherigen Häfler 8-Punkte-Plan für vorhabenbezogene Bebauungspläne ablösen soll, vor: Es sind mindestens acht Wohneinheiten geplant, davon entsteht ein Viertel als geförderte Wohnungen und es wird ein qualitatives Verfahren sichergestellt, wie etwa Mehrfachbeauftragungen oder die Befassung des Gestaltungsbeirats. Außerdem sieht der 4-Punkte-Plan die Verpflichtung vor, innerhalb von drei Jahren ab der Erteilung der Baugenehmigung mit dem Bau zu beginnen. Über diese neuen „Leitplanken“ muss der Häfler Gemeinderat noch beraten und entscheiden.
Zum Auftakt der Diskussion griff Erster Bürgermeister Fabian Müller ein Zitat von Ministerin Nicole Razavi zum Thema Wohnungsbau-Turbo auf: „Ein klares und mutiges Zeichen – aber wir können noch mehr tun.“ Fortschritt brauche Mut und neue Wege und sei immer mit dem Willen verbunden, über bestehende Grenzen hinauszudenken. „Friedrichshafen will hier ein klares Zeichen setzen“, so Müller.
Zu fünf Themen tauschten sich die Fachleute aus Planung, Architektur, Wohnungswirtschaft und Verwaltung aus, darunter konkrete Handlungsmöglichkeiten der Stadt sowie die Herausforderungen.
Weichenstellungen für schnelleres Bauen: FN-Aktiv und der Weg zum Bau-Turbo
Wo liegen ungenutzte oder untergenutzte Flächen, welche Hürden gibt es bei der Innenentwicklung und wie lassen sie sich abbauen? Thema war auch, wie der Bau-Turbo konkret zur Beschleunigung beitragen kann und welche organisatorischen Anpassungen dafür nötig wären.
Bezahlbar bauen – aber wie?
Im Fokus standen die größten Kostentreiber, mögliche Anpassungen bei Standards sowie die Rolle modularer oder serieller Bauweisen. Zudem ging es um bekannte Förderprogramme und bestehende Informationslücken.
Wohnraum für alle: soziale Mischung, Inklusion, Wohnraum für Mitarbeitende
Diskutiert wurden aktuelle Bedarfe, auch bisher wenig berücksichtigte, die Gestaltung sozial gemischter Quartiere und die Rolle von Wohnungsbaugesellschaften, Genossenschaften und sozialen Trägern. Außerdem ging es um die Frage, was die Kommune leisten kann und wo ihre Grenzen liegen.
Klimagerechtes und zukunftsfähiges Wohnen
Themen waren klimafreundliche Infrastrukturen an Wohngebäuden, Mieterstrom, Gebäudebegrünung, Regenwassernutzung, kühlere Räume für die Zukunft sowie die Frage, wie kommunale Förderprogramme beim Klimaschutz und der Anpassung besser unterstützen können.
Bauen im Rechtsrahmen: Landesbauordnung, Verfahren & Praxis
Dabei ging es um Erwartungen und Herausforderungen der LBO-Novelle und um Vorgaben, die Verfahren erschweren. Es ging auch um die Möglichkeiten, die Zusammenarbeit zwischen Planenden, Bauherrinnen und Bauherren und Verwaltung zu verbessern.
„Das Wohnbauforum hat gezeigt, dass Friedrichshafen entschlossen ist, gemeinsam mit allen Akteuren, tragfähige Lösungen für die Wohnraumentwicklung in Friedrichshafen zu gestalten“, so Erster Bürgermeister Fabian Müller. Das Forum zeigte aber auch deutlich, dass der Bau-Turbo nur ein Baustein sein kann: Seine Wirkung werde er vor allem dann entfalten, wenn er in ein stabiles Gesamtbild aus klaren Prozessen, verlässlichen Rahmenbedingungen und einem abgestimmten Umgang mit Kosten, sozialen Bedarfen, Klimathemen und rechtlichen Vorgaben eingebettet sei.