Freitag, 11. Juli 2025
Kategorie: Oberbürgermeister

Eine Aufgabe, die alle zusammen stemmen müssen

Oberbürgermeister Simon Blümcke
Portrait: Simon Blümcke
Oberbürgermeister Simon Blümcke

Liebe Nachbarinnen und Nachbarn im Bodenseekreis,
liebe Häflerin, lieber Häfler,

heute richten sich meine Worte nicht nur an die Menschen aus Friedrichshafen, sondern an alle, die im Bodenseekreis wohnen.

Der Medizin Campus Bodensee (MCB) mit dem Klinikum Friedrichshafen und den weiteren Gesellschaften ist das medizinische Kompetenzzentrum im Kreis. Egal ob Sie im Deggenhausertal, in Meersburg, Oberteuringen, Meckenbeuren oder eben in Friedrichshafen wohnen: Der MCB ist für Sie alle da.

Seit vielen Jahren finanzieren Stadt Friedrichshafen und Zeppelin-Stiftung den Medizin Campus Bodensee mit den Kliniken in Friedrichshafen und Tettnang alleine. Wir sichern damit bisher alleine ganz wesentlich die medizinische Daseinsvorsorge für den gesamten Kreis. Über viele Jahre konnte die Stadt dank der Zeppelin-Stiftung diese Aufgabe stemmen. 

Jetzt geht das nicht mehr: Wir benötigen mehr und vor allem breite Schultern für diese Kreisaufgabe. Wir benötigen dafür den Landkreis und damit auch alle Städte und Gemeinden im Kreis – für die der MCB ja täglich da ist: Rund 70 Prozent der Patientinnen und Patienten kommen aus der Region, nur rund 30 Prozent kommen aus Friedrichshafen. Dieses Verhältnis muss sich zukünftig auch in der Finanzierung widerspiegeln – wie in anderen Kreisen auch.

73 Prozent der Kliniken in Baden-Württemberg kämpfen mit einer unzureichenden Krankenhausfinanzierung und den daraus resultierenden Defiziten. Hier zeigt sich ein strukturelles Problem der bisherigen Krankenhausfinanzierung, das auch uns trifft: Im MCB gab es 2022 ein Minus von 15 Millionen Euro, 2023 waren es über 20 Millionen Euro. Für 2024 liegt der Jahresabschluss noch nicht vor. Wir rechnen aber mit rund 25 Millionen Euro Minus. Diese Summen können wir zukünftig nicht mehr für den gesamten Kreis aufbringen, ohne unsere eigenen Finanzen „an die Wand zu fahren“.

Hinzu kommt: Die Krankenhauslandschaft wird sich in den kommenden Monaten und Jahren stark verändern, so sieht es die Krankenhausreform vor, die noch von der letzten Bundesregierung angestoßen wurde: Synergien müssen auch über den Landkreis hinaus genutzt werden, um Kosten zu reduzieren und Leistungen für die Patienten und eine Versorgung auf hohem Niveau zu bündeln. Der Landkreis kann als Pflichtträger mit dem Landkreis Ravensburg die für die Umsetzung der Reform notwendigen Verhandlungen auf Augenhöhe führen – zum Vorteil der Patientenversorgung und der Mitarbeitenden in den Kliniken der Region Bodensee-Oberschwaben.

Schon vor fast einem Jahr haben wir dem Landkreis deutlich signalisiert: Wir müssen reden und vor allem schnell handeln. Deshalb ist gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, um die Finanzierung und die zukünftige Krankenhausstruktur und Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Und zwar gemeinsam als Kreis, mit den Städten und Gemeinden im Kreis und in gemeinsamer Verantwortung.

Wichtig ist mir und uns, dass wir uns in Friedrichshafen nicht aus der Verantwortung ziehen. Stadt und Zeppelin-Stiftung bleiben bei einem Trägerwechsel zum Landkreis in der Mitverantwortung: Bei der Kreisumlage trägt die Stadt rund 30 Prozent und damit ihren Anteil im Kreis. Damit bleibt die Stadt bei der Finanzierung über die Kreisumlage entsprechend ihres Bevölkerungsanteils und damit gleichgestellt mit den anderen Kommunen im Kreis „im Boot“. Auch freiwillige Zuschüsse der Zeppelin-Stiftung sind denkbar und möglich.

Wir wollen, dass der die Gesundheitsversorgung im Kreis eine stabile Zukunft hat – für alle und von allen finanziert. Genau darum geht es jetzt.

Mit zuversichtlichen Grüßen

Ihr 

Simon Blümcke
Oberbürgermeister