Lesung: Eugen Ruge liest aus „Metropol“

Dienstag, 23. November 2021, 20:00 Uhr
Eugen Ruge
© Asja Caspari

„Ist das seine Strategie? Wenn der Prozess funktioniert: Lenin-Orden. Wenn er schiefgeht: Kopf ab. Das Schlimme ist, dass man nicht weiß, was er denkt. (…) Stalin neigt bloß den Kopf, macht eine Handbewegung, er bläst ein bisschen Rauch in die Luft, und der ganze Apparat ist in Bewegung. Alle springen herum, schwingen Reden, verpetzen sich gegenseitig. Wenn diese Angeklagten jetzt aufstünden und die Wahrheit sagten. Alle sechzehn … Sie brächten Stalin zu Fall.“

Mit seinem Debütroman „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ (2011) hatte Eugen Ruge sofort internationalen Erfolg. Das Buch wurde gleich mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter mit dem Deutschen Buchpreis. In dem Roman „Metropol“ kehrt Eugen Ruge zurück zur Geschichte seiner Familie - in einem besonderen zeitgeschichtlichen Abschnitt.

Moskau, 1936. Die deutsche Kommunistin Charlotte ist der Verfolgung durch die Nationalsozialisten gerade noch entkommen. Im Spätsommer bricht sie mit ihrem Mann auf in die neue Heimat Sowjetunion. Sie sind Mitarbeiter des Nachrichtendienstes der Komintern, wo Kommunisten aller Länder beschäftigt sind. Umso schwerer wiegt, dass unter den „Volksfeinden“, denen gerade in Moskau der Prozess gemacht wird, einer ist, den Charlotte besser kennt, als ihr lieb sein kann.

Ungeheuerlich ist der politische Terror der 1930er Jahre, aber mehr noch: was Menschen zu glauben imstande sind. Der Roman „Metropol“ erzählt vom Schicksal von Menschen auf dem schmalen Grat zwischen Überzeugung und Wissen, Loyalität und Gehorsam, Verdächtigung und Verrat. „Die wahrscheinlichen Details sind erfunden“, schreibt Eugen Ruge, „die unwahrscheinlichsten aber sind wahr.“ Und die Frau mit dem Decknamen Lotte Germaine, die am Ende jenes Sommers im berühmten Hotel Metropol einem ungewissen Schicksal entgegensieht, war seine Großmutter.

Preise

Einheitspreis: 5 Euro

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