Wohnen im Alter: Umfrageergebnis

Für viele Menschen stellt sich im Alter die Frage nach der richtigen Wohnform. Der Seniorenbeirat Friedrichshafen befragte dazu in den letzten sechs Monaten 514 Seniorinnen und Senioren. Die Seniorenbeiräte waren in den Ortschaften und an verschiedenen Stellen in der Innenstadt wie beispielsweise im Rathaus, in der vhs Friedrichshafen, im Medienhaus am See vor Ort, um die Seniorinnen und Senioren zu befragen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Unabhängigkeit auch im Alter - das wünschen sich viele Senioren und Seniorinnen, auch wenn die Betreuung oft nicht einfach zu organisieren ist. Der Form des Wohnens im Ruhestand kommt dabei eine große Bedeutung zu, wie die Umfrage des Seniorenbeirates Friedrichshafen in Zusammenarbeit mit dem Amt für Soziales, Familie und Jugend der Stadt Friedrichshafen ergab. Das Ergebnis wurde am Mittwoch, 11. Oktober den Mitgliedern des Kultur- und Sozialausschusses vorgestellt. Eine öffentliche Vorstellung ist geplant.

Der Fragebogen bestand aus 16 Fragen zum Thema Wohnen im Alter und befasste sich mit der aktuellen Wohnsituation der Seniorinnen und Senioren, ob sie in der bisherigen Wohnung verbleiben wollen, sowie den damit verbundenen Wünschen, Bedarfen und Problemstellungen. Konkret wurde auch nach der benötigten Infrastruktur und den gerne in Anspruch genommenen Hilfen gefragt. Auch sind die Seniorinnen und Senioren bereit, andere selbst zu unterstützen.

Die Erhebung erfolgte mittels Papierfragebogen: zum einen im persönlichen Gespräch bei verschiedenen Terminen, zum anderen konnte der Fragebogen im Rathaus abgeholt und zuhause ausgefüllt werden.

27,4 Prozent der Befragten waren älter als 78 Jahre, 25,3 Prozent zwischen 71 und 76 Jahren, 23,3 Prozent zwischen 63 und 70 Jahren sowie 22,6 Prozent jünger als 62 Jahre. Unter den Umfrageteilnehmenden waren 62,3 Prozent weiblich und 35,8 Prozent männlich. 1,9 Prozent machten keine Angaben.

Die Mehrheit der befragten Seniorinnen und Senioren, genauer gesagt 61,3 Prozent oder 315 Personen, leben aktuell in einer Wohnung. 94 Seniorinnen und Senioren (18,3 Prozent) gaben an, dass sie in einem Einfamilienhaus leben. Fast ebenso viele Personen (18,8 Prozent oder 97 Personen) wohnen derzeit in einem Doppel- oder Reihenhaus.

Die Mehrheit der Befragten, 59,9 Prozent, gibt an, dass es sich bei dem Haus bzw. bei der Wohnung um Eigentum handelt. Die Umfrage ergab auch, dass 16,7 Prozent der Teilnehmenden seit 56 Jahren bis 65 Jahren in Friedrichshafen leben. Die durchschnittliche Wohndauer liegt bei 54 Jahren.

„Die Seniorinnen und Senioren leben teilweise schon ihr ganzes Leben in Friedrichshafen. Sie identifizieren sich mit der Stadt“, so Tanja Abele, Beauftragte für Familien und Senioren beim Amt für Soziales, Familie und Jugend.

Der Großteil der Befragten (30,9 Prozent) leben in der Stadtmitte, gefolgt vom Stadtteil Fischbach mit Manzell und Spaltenstein (15,4 Prozent), der Ortschaft Ailingen (14,8 Prozent) und Friedrichshafen-Nord (12,6 Prozent).

Über die Hälfte der befragten Seniorinnen und Senioren (54,9 Prozent) wohnen derzeit in einer Wohnung oder in einem Haus, das nicht barrierefrei ist. 49,2 Prozent der Befragten gaben an, dass sie an einem Zuschuss der Stadt interessiert sind, um die Wohnung oder das Haus barrierefrei zu machen. 42,6 Prozent haben kein Interesse an bezuschussten Umbauten.

250 Teilnehmende gaben an, dass eine Alternative zur jetzigen Wohnform, das Wohnen mit Service wäre. Altersdurchmischte Wohnlagen wären für 199 der Teilnehmenden eine alternative Wohnform. 123 Teilnehmende wünschten sich eine 24-Stunden-Hilfe im eigenen Haushalt. Für 79 der Befragten ist denkbar, in einer Wohngemeinschaft zu wohnen. Und 43 Teilnehmende können sich vorstellen, zu den Kindern oder jüngeren Familienmitgliedern zu ziehen.

Besonders wichtig war den Befragten die Infrastruktur. Mit deutlichem Abstand werden Einkaufmöglichkeiten am häufigsten als besonders wichtige Infrastruktur am Wohnort genannt (483 Personen). Ärzte und Apotheken (418 Seniorinnen und Senioren) sowie Angebote des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) (395 Personen) folgen als zweit- und dritthäufigste Antworten. Die Erreichbarkeit von Bewegungsangeboten wie Seniorensport, Schwimmbad und Park ist 260 Personen wichtig. 257 Befragte sprachen sich dafür aus, dass die Erreichbarkeit von kulturellen Angeboten wie Kino, Konzert, Theater oder Volkshochschule von Bedeutung sind.

Auch bei den gewünschten Unterstützungen bezogen auf das Wohnen wie etwa im Haushalt, im Garten und im Wohnalltag allgemein, gibt es einen klaren Favoriten mit deutlichem Abstand in der Häufigkeit der Nennung: 247 Personen gaben an, gerne Hilfe bei Hausarbeiten in Anspruch zu nehmen. Am zweithäufigsten wird ein Fahrdienst genannt (189 Personen). Mit geringem Abstand sind ein Lieferservice im Einzelhandel (157 Personen), Hilfe im Garten (151 Personen), ein Reparaturdienst (143 Personen) und Schnee schippen (131 Personen) noch vergleichsweise interessante Unterstützungsangebote für die Befragten.

Grundsätzlich wollen die Seniorinnen und Senioren nicht nur Unterstützungsangebote nutzen. Sie gaben auch an, eigene Unterstützungen für die Nachbarschaft zu übernehmen. Sie würden sich gerne einbringen durch Gespräche (200 Personen), Besuchsdienste (161 Personen), Fahrdienste (147 Personen) sowie die Begleitung zu Veranstaltungen (117 Personen). Die Hilfe bei Hausarbeiten wurde 104 Mal genannt. Mit weniger als 100 Nennungen folgen: Lieferservice Einzelhandel (97 Nennungen), Reparaturdienst (59 Nennungen), Hilfe bei der Gartenpflege und Schnee schippen (je 52 Nennungen). Keine eigenen Unterstützungen für die Nachbarschaft wollen 74 Personen einbringen.

Bürgermeister Dieter Stauber bedankte sich beim Seniorenbeirat für das große Engagement bei der Umfrage zum Wohnen bei den Häfler Seniorinnen und Senioren. „Jetzt haben wir einen Überblick darüber, was sich die Seniorinnen und Senioren in Friedrichshafen in Bezug auf das Wohnen im Alter wünschen“. Ines Weber, Leiterin des Amtes für Soziales, Familie und Jugend, dankte dem Seniorenberat ebenfalls für die wertvolle Arbeit: „Wir werden jetzt selbstverständlich prüfen, welche Anregungen wir umsetzen können“.

Es ist geplant, das Ergebnis noch in einer Informationsveranstaltung öffentlich vorzustellen. Ein genauer Termin steht noch nicht fest.