Holocaust-Tag: Erinnerung nicht verblassen lassen

Nachdem es in den letzten beiden Jahren nicht möglich war, öffentlich gemeinsam der Opfer des Nationalismus zu gedenken, haben die Stadt Friedrichshafen und das Bündnis „Friedrichshafen für Toleranz und Demokratie – gegen Extremismus und Gewalt“ zur Gedenkfeier eingeladen und Kränze auf dem Fridolin-Endraß-Platz niedergelegt.
Menschen auf dem Fridolin-Endraß-Platz gedenken der Toten des Nationalsozialismus.
Gemeinsam erinnerten die Menschen auf dem Fridolin-Endraß-Platz an die Toten des Nationalsozialismus und legten Kränze nieder. Foto: Stadt Friedrichshafen

„Am 27. Januar erinnern wir an die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz und an die Opfer des Nationalsozialismus. Erinnern will ich auch an den Widerstand, den die Opfer des Nationalsozialismus auf vielfältige Weise geleistet haben“, so Bürgermeister Dieter Stauber.

Wenn man Menschen ihrer Rechte beraubt, wenn einem gar das Recht, zu leben abgesprochen wird, wenn Menschen massenhaft industriell ermordet werden, so Stauber weiter, dann zeige sich Widerstand im Mut, im Überlebenswillen und in der Selbstbehauptung. Und diese dokumentierte sich im Warschauer Ghetto auf vielerlei Weise.

Für das Bündnis „Friedrichshafen für Toleranz und Demokratie – gegen Extremismus und Gewalt“, dem die Gemeinderatsfraktionen CDU, Bündnis 90/Die Grünen, SPD/Linke, Freie Wähler, Netzwerk für Friedrichshafen, FDP sowie ÖDP/Parteilos angehören, sprach in diesem Jahr Simon Wolpold als Vertreter des Netzwerkes für Friedrichshafen.

„Ich stehe heute hier, bin 31 Jahre alt, kenne die mir manchmal nicht vorstellbaren Ereignisse aus Erzählungen der Großeltern, aus dem Geschichtsunterricht, aus Dokumentationen und auch aus Besuchen von Orten der Gräueltaten. Doch für die Menschen in Friedrichshafen war das alles real: an dieser Stelle kamen Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und Fremdarbeiter auf ihrem Weg vom Bahnhof zu den Industriebetrieben vorbei.“, so Simon Wolpold.

Wir erinnern uns, so Wolpold weiter, an die Opfer des Nationalsozialismus, um uns bewusst zu machen, dass wir wachsam sein müssen. Denn auch in unserer vermeintlich stabilen Demokratie gibt es rassistische Keimzellen, Strukturen und Denkweisen, kann es Gefahren für Recht und Freiheit geben, welche wir, geprägt durch die scheinbare Selbstverständlichkeit von Recht und Ordnung, leicht unterschätzen können. Frieden, Demokratie und Menschenrechte sind Errungenschaften, die jede Generation neu schützen, bewahren und weiter entwickeln muss.

„Daher, an diesem Tag und an dieser Stelle, bitte ich Sie und uns alle in Friedrichshafen darum: Gedenken wir der Opfer. Setzen wir uns ein für Menschenrechte und Menschenwürde, die Würde und Rechte aller Menschen“, so Wolpold.

Pastoralreferent Philip Heger von der Katholischen Kirche Friedrichshafen lud die Anwesenden zum gemeinsamen Gebet ein. Musikalisch umrahmte das kleine Bläserensemble der Musikschule Friedrichshafen die Gedenkfeier. Anschließend haben die Mitglieder des Jugendparlaments heiße Getränke zu Gunsten der städtischen Ukraine-Hilfe angeboten.