Gedenken an Alfred Colsman zum 150. Geburtstag

Die Stadt Friedrichshafen und mit ihr die Zeppelin-Stiftung haben am Sonntag, 7. Mai, zu einer Gedenkstunde anlässlich des 150. Geburtstages von Alfred Colsman eingeladen – natürlich im Graf-Zeppelin-Haus in den Alfred-Colsman-Saal.
Porträtfoto Alfred Colsman

Als Redner würdigten Oberbürgermeister Andreas Brand, Johann Friedrich Colsman, ein Urgroßneffe Alfred Colsmans und Leiter der Abteilung Luftfahrt im Bundesverkehrsministerium, sowie Ulrich Pfannschmidt, Architekt im Ruhestand und einer der Enkel Alfred Colsmans, das Leben und Wirken Alfred Colsmans. Schülerinnen und Schüler der Musikschule Friedrichshafen gestalten das musikalische Programm.

Alfred Colsman (geb. 7. Mai 1873 in Werdohl, gest. 9. Januar 1955 in Werdohl) gilt neben Ferdinand Graf von Zeppelin als eine der Schlüsselfiguren für die Entwicklung der Stadt Friedrichshafen. Er prägte wesentlich den Industrie- aber auch Sozialkonzern Zeppelin. Bereits 1925 wurde ihm die Ehrenbürgerwürde der Stadt Friedrichshafen verliehen.

Alfred Colsman lernte Ferdinand Graf von Zeppelin um die Jahrhundertwende über seinen Schwiegervater, einem Metallwarenfabrikanten, der das Aluminiumgerippe für das erste Luftschiff konstruierte, kennen. Neun Jahre später, nach dem Unglück von Echterdingen im Jahre 1908, trug der Graf Alfred Colsman an, als Geschäftsführer bei ihm anzufangen – und Colsman nahm kurzentschlossen an. „Colsman prägte fortan wesentlich die Entwicklung des Zeppelin-Konzerns sowie der Zeppelin-Stiftung mit“, betonte Oberbürgermeister Andreas Brand in seiner Rede. Mehr als zwanzig Jahre, von 1908 bis 1929, war Colsman Generaldirektor des Luftschiffbaus, gründete zahlreiche Firmen und Tochterfirmen und trieb die technologische Entwicklung rund um die Luftschifffahrt und den Motorenbau voran.

Johann Friedrich Colsman hob in seiner Rede dann auch die Bedeutung Colsmans für die Luftfahrtgeschichte hervor, die in Deutschland mit den Zeppelinen und der ersten Fluggesellschaft DELAG begann, die Colsman 1909 gründete. Erst Jahre später entstanden dann die ersten zivilen Flugzeuggesellschaften. „In der Zivilluftfahrt hatte Deutschland mit der DELAG von Anfang an eine Führungsrolle.“ Johann Friedrich Colsman blickte in seiner Rede aber nicht nur zurück, sondern auch in die Zukunft: „Nachhaltigkeit ist die größte Herausforderung der nächsten Jahre und Jahrzehnte, sowohl mit Blick auf Treibstoff als auch auf die Antriebe.“ Wasserstoff werde wieder an Bedeutung gewinnen, aber auch Elektro-Flugzeuge und Flugtaxis würden in Zukunft selbstverständlicher Teil der Luftfahrt werden.

Oberbürgermeister Brand unterstrich in seiner Festrede, dass der Unternehmer Colsman immer auch die Bedürfnisse der Menschen im Blick hatte: Im Jahr 1913 schlug er Graf Zeppelin zu dessen 75. Geburtstag vor, eine Arbeitersiedlung – das Zeppelindorf – zu bauen. Die Siedlung war so gebaut, dass ich die Arbeiter und ihre Familie dort auch selbst versorgen konnten, zu jedem Haus gehörte in großer Garten und ein Stall für Kleintiere. Die notwendige Infrastruktur von der Gaststätte über Läden bis hin zu Waschhaus und Kinderheim dachte er von Anfang an mit. „Colsman zeigte sich so als Unternehmer mit sozialem Gewissen und großem Engagement für das Gemeinwohl“, würdigte Oberbürgermeister Brand. 1929 trat Colsman aus der Geschäftsleitung des Konzerns zurück, zog zunächst nach Stuttgart und dann in seine Heimatstadt Werdohl. Dort konsolidierte er die Metallwarenfabrik der Familie.

Den Jahren in Werdohl widmete sich dann auch Ulrich Pfannschmidt, der Enkel Alfred Colsmans, in seiner Rede: „Er war ein Mann des 19. Jahrhunderts.“ Pfannschmidt beschrieb den geregelten Tagesablauf im Hause Colsman in Werdohl: Während des Zweiten Weltkrieges lebten dort elf Menschen: neun Frauen, er selbst und der Großvater, Alfred Colsman. Auch wenn Pfannschmidt Colsman als „Mann des 19. Jahrhunderts“ bezeichnete, so erlebte er ihn auch als geselligen Menschen, der gerne Wein trank und auf die Schützenfeste ging, sich aber auch für Bücher von linken Denkern oder der Frauenbewegung interessierte. 

Dem Aufstieg der Nationalsozialisten stand Alfred Colsman von Anfang an kritisch gegenüber und verhalf jüdischen Freunden bei der Emigration. Den Amerikanern lief er nach Kriegsende mit einer weißen Fahne entgegen und führte die Verhandlungen für Werdohl, wurde von den Amerikanern sogar als Bürgermeister eingesetzt. „Allerdings nur für vierzehn Tage“, wie Pfannschmidt berichtete, denn Colsman sei recht unbequem gewesen: „Er gab täglich die Beschwerden der Bevölkerung weiter – bis er schließlich von den Amerikanern wieder abgesetzt wurde.“ 1953 überreichte ihm Bundespräsident Theodor Heuss, mit dem er auch befreundet war, das große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, im selben Jahr, anlässlich seines 80. Geburtstags wurde in Friedrichshafen eine Straße nach ihm benannt. 1955 verstarb Alfred Colsman in Werdohl. 2015 wurde in Erinnerung an den ersten Geschäftsführer der Luftschiffbau Zeppelin in der Leutholdstraße das Alfred Colsman Haus eingeweiht, das heute von Rolls-Royce Power Systems genutzt wird.

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