Friedrichshafen lässt Online einen Avatar gebärden

Um Gehörlosen einen besseren Zugang zu den Inhalten der städtischen Website bieten zu können, beteiligt sich die Stadt Friedrichshafen am Projekt „Kommunaler Gebärdensprach-Avatar“. Ziel: ein Video-Sprachassistent, der automatisiert und mit künstlicher Intelligenz Online-Inhalte in Gebärdensprache übersetzt.
Screenshot aus Gebärdensprachvideo
Auf der städtischen Website soll bald ein Gebärdensprach-Avatar Inhalte für Gehörlose übersetzen. (Screenshot: Charamel GmbH)

„Barrierefreiheit ist für uns täglich ein Thema, sowohl in der Stadt, also baulich im öffentlichen Bereich, in den Gebäuden, aber eben auch Online, auf unserer städtischen Website“, sagt Oberbürgermeister Andreas Brand. Die städtische Website ist inzwischen in großen Teilen barrierefrei und ist beispielsweise so programmiert und mit Inhalten gefüllt, dass auch Blinde und Menschen mit Sehbeeinträchtigungen diese gut nutzen können. Auch eine zusätzliche Vorlese-Funktion wurde vor einigen Jahren integriert.

Die Übersetzung von Inhalten in Gebärdensprache ist nun das nächste große Projekt, das die Stadt in dem Beteiligungsprojekt „Kommunaler Gebärdensprach-Avatar“ gemeinsam mit mehr als 40 Kommunen in Deutschland und der Kölner Firma Charamel GmbH angeht. Mithilfe eines Gebärdensprach-Avatars wollen die Projektteilnehmer eine automatisierte Übersetzung von Online-Services in Gebärdensprach-Videos erreichen – und so die Teilhabe von Gehörlosen verbessern: Laut Deutschem Gehörlosen-Bund (DGB) e. V. sind 70 Prozent der gehörlosen Menschen in Deutschland auf Gebärdensprach-Dolmetschende angewiesen. Die deutsche Textsprache ist für sie wie eine Fremdsprache – und damit sind Online-Texte für sie oft nicht ausreichend.

Das Beteiligungsprojekt „Kommunaler Gebärdensprach-Avatar“ wurde am 26. Oktober 2022 gestartet. Das Beteiligungsprojekt setzt auf Forschungsergebnisse aus dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojekt AVASAG (Avatar-basierter Sprachassistent zur automatisierten Gebärdenübersetzung). Das Projekt durchläuft unterschiedliche Projektphasen. Im ersten Schritt sollen Videos zu Inhalten, die viele Teilnehmer nutzen, in einer Art Baukastensystem entstehen, bei denen die Kommunen individuelle Änderungen vornehmen können. Die so entstandenen Videos können auf der eigenen Website eingebunden werden. Langfristig ist das Ziel, einen dynamischen Gebärdensprach-Avatar zu entwickeln, der mittels KI (Künstlicher Intelligenz) jeden Text in Gebärdensprache ausgibt. Die bei dem Auf- und Ausbau des Baukastens gesammelten Daten lernen die KI für dieses Ziel an.

Ein erstes Video, in dem sich der Avatar vorstellt, hat die Stadt Friedrichshafen bereits online eingebunden unter https://www.friedrichshafen.de/barrierefreiheit. Dort gebärdet der Avatar Livian: „Hallo! Ich bin ein Gebärdensprach-Avatar der nächsten Generation. Zukünftig werde ich Texte in digitalen Anwendungen und Webseiten in Gebärdensprache übersetzen!“

Weitere Informationen zum Beteiligungsprojekt unter www.gebaerdensprach-avatar.de